Für einen Monat die Koffer packen und an einem völlig anderen Ort leben und arbeiten – auf dieses Abenteuer haben sich diesen Sommer 43 Lehrabgänger:innen aus der ganzen Schweiz eingelassen. Im Rahmen von «swype», einem Projekt von Travail.Suisse und seinen Mitgliedsverbänden, sind sie nach ihrem Lehrabschluss in die irische Arbeitswelt eingetaucht.
Ende Juni war es soweit: Alle Teilnehmenden von swype 2025 trafen das erste Mal zusammen. Die Profile der jungen Berufsleute hätten unterschiedlicher nicht sein können: Nebst Köch:innen, FaGes und FaBes, Schreiner:innen, Detailhandelsfachpersonen und Maler:innen waren unter anderem auch die Berufe Lebensmitteltechnolog:in, Grafiker:in, Bootsfachwart:in, Podolog:in, Informatiker:in und Carrosserielackierer:in vertreten. Bei einem gemeinsamen Kick-Off-Event in Bern lernten sich die Teilnehmenden untereinander kennen und wurden auf den Auslandsaufenthalt und ihr gemeinsames Reiseziel vorbereitet: Cork, die zweitgrösste Stadt Irlands.
Ein Programm, das Türen öffnet
Nach ihrer Ankunft in Cork Anfang August wurden die Teilnehmenden während einer Woche in einer Sprachschule spezifisch auf den Berufsalltag vorbereitet. Danach folgte ein dreiwöchiger Praxiseinsatz in einem lokalen Betrieb. Untergebracht in Gastfamilien, erleben die jungen Berufsleute hautnah, wie Arbeit und Alltag in einem anderen Land funktionieren. So vielfältig die beruflichen Profile der Teilnehmenden, so vielfältig waren auch die Arbeitserfahrungen, die sie in Irland gesammelt haben.
Vor Ort anpacken konnte beispielsweise Teilnehmer Felix. Der ausgebildete Maler EFZ war in Cork in einem renommierten Hotel im Gebäudeunterhalt tätig. Statt mit Farbe und Pinsel war er nun mit seinem Team auf dem ganzen Hotelareal unterwegs für unterschiedlichste Reparaturarbeiten – vom Hotelzimmer über die Bar bis zur Poolanlage. Begeistert hat ihn daran vor allem die Abwechslung. Für kaum ein Problem gab es eine fixfertige Lösung oder ein entsprechendes Ersatzteil an Lager. Vielmehr waren für die täglichen Aufgaben Improvisationstalent und Kreativität gefragt. Besonders in Erinnerung geblieben von seinem Arbeitsalltag in Irland sind Felix auch die Gelassenheit seiner irischen Arbeitskollegen und der lockere Umgang im Team sind Dinge.
Eine spezielle Erfahrung hatten auch die swype-Teilnehmenden im Betrieb «Deaf Entreprises». In diesem Betrieb werden Möbel für Privatpersonen und Institutionen repariert und gespendete Möbel restauriert. Nebst dem Nachhaltigkeitsgedanken verfolgt der Firmengründer damit auch ein soziales Ziel: Im inklusiven Betrieb arbeiten Menschen mit und ohne Hörbehinderung nebeneinander. So konnten unsere swype-Teilnehmerinnen Gisela und Timea nicht nur Englisch, sondern auch Grundlagen der (irischen) Gebärdensprache aus ihrem Arbeitseinsatz mitnehmen. Im Betrieb war man begeistert von den handwerklichen Fähigkeiten und dem Interesse, die die zwei jungen Berufsfrauen aus der Schweiz mitbringen. Die Teilnehmenden wurden in die Arbeitsabläufe vor Ort integriert, gaben aber teilweise auch ihr eigenes Know-How an die irischen Arbeitskolleg:innen weiter - eine echte Lernerfahrung auf Augenhöhe.
Lernen über den Arbeitsplatz hinaus
Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz ziehen die Teilnehmenden ein positives Fazit über ihre Zeit in Cork. Die meisten Teilnehmenden sind überzeugt, dass sie davon profitieren konnten, in Irland ein anderes Arbeitsumfeld und eine andere Arbeitskultur kennenzulernen. Vielen von ihnen hat der berufliche Einsatz in Irland auch die Stärke des Berufsbildungssystems in der Schweiz vor Augen geführt. Der Auslandaufenthalt hat nicht nur den beruflichen Horizont der Teilnehmenden erweitert, sondern war auch ein Gewinn für ihre persönliche Entwicklung. Nebst dem Arbeitsalltag blieb auch Zeit, um die Region um Cork zu bereisen, Ausflüge zu unternehmen und sich mit der Gastfamilie auszutauschen. Die Teilnehmenden konnten so ihre Englischkenntnisse verbessern, an interkultureller Erfahrung gewinnen und neue Kontakte und Freundschaften knüpfen. Und nicht zuletzt förderte der Sprung aus der Komfortzone in eine komplett neue Umgebung auch die eigene Anpassungsfähigkeit und Selbstständigkeit. Auch das sind wertvolle Kompetenzen für die weitere berufliche Laufbahn nach dem Lehrabschluss. Alles in allem beschreiben die Teilnehmenden den Auslandaufenthalt unisono als positiv – auch wenn sie schmunzelnd zugeben, dass sie während ihrer Zeit in Cork öfters als gedacht die Pünktlichkeit des Schweizer öV oder ihr gewohntes Essen vermissten.
Ein Gewinn für die Berufsbildung in der Schweiz
Auslandaufenthalte für Gymnasiast:innen und Studierende sind in der Bildungslandschaft längst verankert. In der Berufsbildung hingegen sind solche Angebote noch rar. Das Projekt swype trägt dazu bei, diese Lücke zu füllen, schafft konkrete Perspektiven für Lehrabgänger:innen und stärkt so die Attraktivität der beruflichen Grundbildung. Das Projekt swype wird getragen von Travail.Suisse und seinen Mitgliedsverbänden. Die Zugänglichkeit des Programms ist dabei ein zentrales Anliegen. Die Teilnahme an swype steht allen Lehrabgänger:innen aus der Deutschschweiz und der Romandie offen und beschränkt sich nicht auf einzelne Berufsgruppen. Travail.Suisse und seine Verbände sind überzeugt, dass eine Mobilitätserfahrung nicht an finanziellen Hürden scheitern darf. Die Teilnehmenden zahlen deshalb einzig eine symbolische Teilnahmegebühr. Ko-finanziert wird das Angebot durch Movetia, die nationale Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität. Die verfügbaren Plätze für swype 2025 waren innerhalb kürzester Zeit ausgebucht. Das zeigt deutlich, dass junge Berufsleute neugierig, engagiert und offen für internationale Erfahrungen sind.
Travail.Suisse plant, das Programm in den kommenden Jahren weiterzuführen. So soll swype auch in Zukunft jungen Berufsleuten die Möglichkeit geben, ihren beruflichen und persönlichen Horizont über die Landesgrenzen hinaus zu erweitern.
Weitere Informationen zur Anmeldung für die nächste Durchführung von swype werden voraussichtlich ab Frühjahr 2026 hier publiziert: www.swype.swiss