Nationale Gleichstellungsstrategie - weder ambitioniert noch sehr modern
Travail.Suisse arbeitet bereits seit vielen Jahren an drei der vier zentralen Themen der ersten nationalen Gleichstellungsstrategie. Der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden begrüsst es sehr, dass eine solche Strategie endlich auf Bundesebene verabschiedet wurde. Travail.Suisse bedauert jedoch, dass sie nicht ambitionierter und moderner ist.
Die Förderung der Gleichstellung im Erwerbsleben, die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Bekämpfung jeglicher Form von geschlechtsspezifischer Diskriminierung sind drei Ziele, die sich Travail.Suisse bereits an seinem Kongress 2019 gesetzt hat.
Die erste nationale Gleichstellungsstrategie ist wichtig, aber leider wenig innovativ. "Als eine erste Version geht diese Strategie sicher in die richtige Richtung. Leider wurde aber verpasst, eine wirklich moderne und ambitionierte Grundlage zu schaffen", sagt Valérie Borioli Sandoz, Leiterin Gleichstellungspolitik. So wurde etwa die Frage des Geschlechts im Allgemeinen nicht behandelt, das gesamte Dokument ist in einem männlich-weiblichen binären Modus geschrieben. Auch fehlt die Pflege von pflegebedürftigen Personen als spezifisches Thema, obwohl die Zahl der pflegenden Angehörigen zunimmt, eine Realität, die Frauen häufiger betrifft als Männer. Und schliesslich macht es wenig Sinn, die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen zu wollen, wenn nichts dafür getan wird, den Männern eine stärkere Rolle im Familienleben einzuräumen.
Der Bund sollte weiterhin Gründe, die einer echten Vereinbarkeit entgegenstehen, monitoren. So beispielsweise die Frage, weshalb Frauen nach dem Mutterschaftsurlaub nicht an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Dies ist ebenso wichtig wie das Monitoring der Auswirkungen des Vaterschaftsurlaubs. Travail.Suisse ist gespannt, welche konkreten Massnahmen ergriffen werden, denn diese Massnahmen werden zeigen, ob die nationale Gleichstellungsstrategie wirksam sein kann oder nicht.