Am heutigen Nationalen Spitzentreffen Berufsbildung haben die Verbundpartner unter der Leitung von Bundesrat Guy Parmelin die Massnahmen aus dem Bericht Attraktivität der Berufsbildung verabschiedet. Travail.Suisse begrüsst diese Entscheide, die die Attraktivität und die Zukunftsfähigkeit des Systems stärken. Der 2024 gestartete Prozess zeigt die Fähigkeit der Partnerschaft, sich weiterzuentwickeln und selbstkritisch zu hinterfragen – eine im schweizerischen Bildungssystem einzigartige Zusammenarbeit.
Ein solides System unter Druck – und ein politisches Paradox
Eine 2025 durchgeführte Umfragebestätigt die Robustheit der Berufsbildung und ihre breite Unterstützung. Die neuen finanziellen Mittel für den Zeitraum 2026–2028 in der Höhe von drei Millionen Franken sind ein starkes Signal zugunsten der betrieblichen Ausbildung, deren Engagement für die Sicherung einer hochwertigen Berufsbildung entscheidend bleibt. Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, weist jedoch auf ein besorgniserregendes Paradox hin: Während Bund und Verbundpartner die Berufsbildung stärken wollen, diskutiert das Parlament gleichzeitig Sparmassnahmen, die dasselbe System schwächen könnten.
Die Berufsbildung muss eine Entscheidung aus Überzeugung sein – und nicht aus Mangel an Alternativen. Doch in der Schweiz bleiben mehr als 600'000 Personen ohne Abschluss auf Sekundarstufe II, und bestimmte Gruppen sind weiterhin unterrepräsentiert – insbesondere Personen mit Migrationshintergrund oder mit einer Behinderung. Travail.Suisse fordert deshalb den Abbau wirtschaftlicher und institutioneller Hürden, einen besseren Zugang zur Berufsberatung und verstärkte finanzielle Unterstützung. Dazu gehört auch die Förderung der Berufsabschlüsse für Erwachsene, ein zentrales Instrument für kontinuierliche Qualifizierung und stabile Erwerbsbiografien.
Qualität der betrieblichen Ausbildung und gelungene Übergänge
Die Qualität der betrieblichen Ausbildung bleibt ein Schlüsselfaktor. Ausbildnerinnen und Ausbildner müssen von kohärenterer Weiterbildung, besserer Anerkennung, administrativer Entlastung und stärkerer Begleitung profitieren können. Travail.Suisse unterstützt zudem die Diskussion über das Angebot an Brückenangeboten: Aktuell besuchen zu viele Jugendliche diese Angebote. Wo immer möglich, sollte eine direkte Integration in die Berufsbildung gefördert werden – mit besseren Übergängen und besser koordinierter Unterstützung zwischen Schulen, Betrieben und Berufsberatung.
Höhere Berufsbildung stärker anerkennen
Die höhere Berufsbildung erfährt weiterhin zu wenig Anerkennung. Travail.Suisse begrüsst die Fortschritte hin zu den Titeln Professional Bachelor und Professional Master, fordert jedoch zusätzliche Anstrengungen zur Verbesserung der Sichtbarkeit, Durchlässigkeit sowie der nationalen und internationalen Anerkennung.
Ambitionierte Massnahmen für eine zukunftsgerichtete Berufsbildung
Die beschlossenen Massnahmen – verstärkte Unterstützung für Ausbildungsbetriebe, Revision regulatorischer Grundlagen, Weiterentwicklung der Berufsmaturität, stärkere Integration von Digitalisierung und KI, Ausbau der Berufsberatung auf Sekundarstufe I und Einrichtung einer Expertengruppe zur Analyse grundlegender Fragestellungen – zeigen den gemeinsamen Willen, das System weiterzuentwickeln. Travail.Suisse betont insbesondere, dass die Berufsberatung als zentrale Säule des Bildungssystems anerkannt und die Erwartungen der Jugendlichen umfassend berücksichtigt werden müssen.
Fazit: Ein klares Engagement für die Zukunft
Die Schweiz profitiert von einer starken partnerschaftlichen Kultur in der Berufsbildung. Travail.Suisse begrüsst die seit 2024 entfaltete Dynamik und engagiert sich für eine konstruktive Begleitung der Umsetzung der beschlossenen Massnahmen – mit dem Ziel einer attraktiveren, zugänglicheren und nachhaltigeren Berufsbildung für alle. Die Sicherung der Ausbildungsqualität, die Förderung der Chancengleichheit und die Wertschätzung vielfältiger Bildungswege sind entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg und den sozialen Zusammenhalt des Landes.