Medienkonferenz Lohnrunde 2026
Die Reallöhne sind in den letzten zehn Jahren nicht gestiegen. Daran ändert auch die Lohnrunde 2026 kaum etwas. In den Lohnverhandlungen konnten allenfalls kleine Reallohnzuwächse erzielt werden. Gleichzeitig scheiterten deutlich mehr Verhandlungen als in den Vorjahren. Trotz vereinzelter Lichtblicke bleibt die Lohnentwicklung insgesamt schwach.
Gewerkschaften und Personalverbände haben in den vergangenen Wochen mit Arbeitgebenden aus verschiedenen Branchen die Löhne für das Jahr 2026 ausgehandelt. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Die insgesamt schwache Lohnentwicklung der letzten zehn Jahre setzt sich damit auch 2026 fort. Aus den meisten Lohnverhandlungen resultieren nur geringe Zugeständnisse. Travail.Suisse rechnet deshalb für das Jahr 2026 nur mit einem sehr geringen durchschnittlichen Reallohnwachstum. «Auch im kommenden Jahr bleibt die Reallohnentwicklung schwach. Dies, obwohl die Arbeitgebenden pro Arbeitsstunde erneut mehr verdient haben. Nach zwei vergleichsweise besseren Jahren sind die Resultate für 2026 wieder ungenügend.» so Thomas Bauer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse.
Die schwache Lohnentwicklung ist auch deshalb problematisch, weil die Lebenshaltungskosten in den letzten Jahren stark gestiegen sind. Dies ist in diesem und im kommenden Jahr unter anderem auf die erneut gestiegenen Krankenkassenprämien zurückzuführen. «Viele Arbeitnehmende befinden sich auf einer Rolltreppe, die rückwärts fährt. Aufgrund der stetig wachsenden Lebenshaltungskosten sind sie auf Reallohnzuwächse angewiesen, damit sie nicht jedes Jahr weniger Geld im Portemonnaie haben» so Yvonne Feri, Präsidentin der Gewerkschaft Syna.
Anspruchsvolle Lohnverhandlungen – ungenügende Resultate
Die Lohnverhandlungen gestalteten sich in verschiedenen Branchen sehr anspruchsvoll. Die Anzahl gescheiterter Verhandlungen hat im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugenommen. Zudem weichen Arbeitgebende vermehrt auf individuelle Lohnerhöhungen oder Einmalzahlungen aus. Die Anzahl genereller Lohnerhöhungen hat hingegen abgenommen, zudem fallen diese deutlich geringer aus. In 57 Prozent der ausgehandelten Löhne betragen die generellen Lohnerhöhungen nicht mehr als 0,5 Prozent. Dadurch wird in mehr als der Hälfte der Arbeitsverhältnisse, bei denen generelle Lohnerhöhungen ausgehandelt wurden, nach Abzug der höheren Preise keine Reallohnerhöhungen erzielt. Bei 44 Prozent der bisher ausgehandelten Löhne sind hingegen leicht höhere Reallöhne für alle Arbeitnehmenden möglich. Allerdings dürften diese Zuwächse für viele Arbeitnehmende durch die höheren Krankenkassenprämien gleich wieder zunichte gemacht werden.
Während die Kaufkraft in einigen Berufen, wie etwa im Ausbaugewerbe, bei den Elektrikern, der Reinigung, oder in Tankstellenshops, zumindest gehalten werden kann, sinkt sie etwa bei Arbeitnehmenden aus dem Autogewerbe, dem Holz- oder dem Metallbau. Die Arbeitgebenden waren hier nicht bereit, die Löhne auch nur um einen Franken anzuheben.
Angestellte im Service Public unter erhöhtem Druck
Auch im Service Public gestaltet sich die Lohnverhandlungen schwierig, weshalb sie teilweise noch nicht abgeschlossen werden konnten. «Der aufgebaute Spardruck wird vielerorts auf die Arbeitnehmenden abgewälzt. Die Arbeitsbedingungen geraten zunehmend unter Druck und die Anerkennung für die von den Arbeitnehmenden erbrachte Leistung schwindet. Wir fordern von den Arbeitgebenden und vom Parlament mehr Respekt und Anerkennung gegenüber den Angestellten und ihrer Arbeit», so Greta Gysin, Präsidentin von transfair.
Trotz der insgesamt ungenügenden Lohnresultate gibt es auch vereinzelte kleine Lichtblicke. So konnten im Gesundheitswesen oder im öffentlichen Verkehr teilweise etwas höhere Lohnerhöhungen ausgehandelt werden. Zudem werden verschiedene Arbeitnehmende zunehmend die bereits in den Vorjahren neu ausgehandelten Mindestlöhne positiv zu spüren bekommen, so etwa bei den Coiffeuren. Überaus positiv ist zudem auch die Aushandlung eines neuen Vorruhestandsmodells in der Gebäudetechnikbranche (u.a. Sanitär, Spenglerei, Heizungstechnik). Dieses Modell ermöglicht es Arbeitnehmenden, die mindestens 15 Jahre in der Branche gearbeitet haben, eine verdiente frühere Pensionierung. Diese Lichtblicke ändern aber nichts an den grundsätzlich trüben Resultaten des anhaltenden Lohnwinters.
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