Familienzeit kann die Lohneinbusse durch Mutterschaft aufheben

Der heute vom Bundesrat verabschiedete Bericht zeigt einmal mehr die lohnmässige Benachteiligung im Zusammenhang mit Mutterschaft. Fakt ist: Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist nach wie vor nicht erreicht. Mehrere Faktoren, wie der Zivilstand, der Familienstatus oder ein Teilzeitpensum stehen zwar objektiv mit den Lohnunterschieden in Zusammenhang, rechtfertigen sie jedoch keineswegs. Es ist vielmehr der bestehende strukturelle Rahmen, der Lohnunterschiede begünstigt – darunter die ungleiche Verteilung der Arbeit für die Betreuung von Familienangehörigen oder Dritten. Eine gleichberechtigte Familienzeit kann diesen Rahmen verändern.
Der Bundesrat veröffentlicht heute einen Bericht des Bundesamts für Statistik BFS, der untersucht, warum Männer und Frauen ohne sachlichen Grund unterschiedliche Löhne erhalten. Grundlage der Untersuchung sind die Zahlen der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung, die alle zwei Jahre durchgeführt wird. Diese Statistik überprüft, ob Männer und Frauen bei gleichem Tätigkeitsprofil den gleichen Lohn verdienen. Mit einem Lohnunterschied von 9,5 % oder 16,2 % zu Ungunsten der Frauen (je nachdem, ob der Median- oder Durchschnittslohn betrachtet wird), wovon fast die Hälfte durch kein objektives Kriterium erklärbar ist (48,2 %), ist die Lohngleichheit bei Weitem nicht erreicht.
Wenig überraschend wirkt sich das Kinderhaben für Frauen als Nachteil, für Männer hingegen als Vorteil aus. Frauen verdienen weniger als ihre männlichen Kollegen, insbesondere wenn sie Kinder haben. Männer erhalten hingegen einen „Elternbonus“, auch wenn sie Teilzeit arbeiten. Der unerklärbare Lohnunterschied ist bei verheirateten Arbeitnehmenden deutlich höher als bei Ledigen.
Der strukturelle Rahmen muss verändert werden
Anstatt unermüdlich nach neuen Kriterien zu suchen, die Lohnungleichheiten rechtfertigen könnten, gilt es, den strukturellen Rahmen zu verändern. Der Bericht des BFS hebt hervor, wie wichtig es ist, den Rahmen zu betrachten, der Lohnunterschiede begünstigt. Namentlich wird die ungleiche Verteilung der Betreuungsarbeit für Familienangehörige oder Dritte genannt. Um diese Verteilung zu ändern – die ab der Geburt eines Kindes geprägt wird – ist eine paritätische Familienzeit das richtige Mittel. Genügend lang, mit zweimal 18 Wochen für beide Elternteile, ist er ein pragmatischer und wirksamer Weg, um die Lohneinbusse im Zusammenhang mit Mutterschaft zu beseitigen. Genau das schlägt die Volksinitiative für eine Familienzeit vor. Und um die Lohndifferenzen zu beseitigen, die sich einzig mit dem Geschlecht erklären lassen, sollen alle Unternehmen ab 50 Mitarbeitenden alle zwei Jahre eine Lohngleichheitsanalyse durchführen.
