Reallohnentwicklung bleibt unzureichend
Die Reallöhne sind 2024 um 0,7% gestiegen. Trotzdem haben sie sich bisher nicht von der erhöhten Inflation in den Jahren 2022 und 2023 erholt und noch liegen immer deutlich unter dem Niveau von 2021. Die wirtschaftliche Entwicklung liefert dafür keine Erklärung.
Im Jahr 2024 lagen die Reallöhne trotz eines beachtlichen Reallohnzuwachses von 0,7% nur geringfügig über dem Niveau von 2015. Die Erholung der Reallöhne bleibt somit unzureichend. Von Arbeitgeberseite wir immer wieder betont, dass sich die Löhne langfristig deutlich besser entwickelt hätten als in den letzten Inflationsjahren. Diese Behauptung lässt sich mit den Zahlen des Lohnindexes des Bundesamtes für Statistik zumindest für die letzten 10 Jahre leicht widerlegen.
Reallohnindex 2011-2024
Schweizerischer Lohnindex, Bundesamt für Statistik, 2011-2024

Eine Ursache für den Reallohnrückgang waren die für Schweizer Verhältnisse deutlich gestiegenen Preise. Rund die Hälfte des Preisanstiegs seit 2020 ist auf höhere Mieten und Energiekosten zurückzuführen. In früheren Jahren konnten Preissteigerungen in diesem Umfang allerdings rasch durch höhere Löhne kompensiert werden. Dies ist bei den Reallohnverlusten seit 2021 nicht der Fall.
Wirtschaftsentwicklung erklärt Lohnentwicklung nicht
Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung ist dies umso erstaunlicher. Die für die Reallohnentwicklung relevante Produktivität ist seit dem Jahr 2020 deutlich gestiegen. Das bedeutet, dass die Arbeitnehmende pro Arbeitsstunde im Jahr 2024 deutlich mehr Wertschöpfung erwirtschafteten als noch 2020.
Reallohn- und Produktivitätsentwicklung 2014-2024
Schweizerischer Lohnindex, Arbeitsproduktivität nach tatsächlichen Arbeitsstunden, beide Bundesamt für Statistik 2014-2023, Index (2014=100), Produktivität 2024 (eigene Schätzung)

Diese höhere Wertschöpfung pro Arbeitsstunde kommt jedoch nicht in Form höherer Löhne bei den Arbeitnehmenden an. Die Produktivitätsentwicklung hat sich weitgehend von der Reallohnerhöhung entkoppelt und die Umverteilung zuungunsten der Arbeitnehmenden hat zugenommen.